Europawahl 2009 – Negative Campaigning der SPD

Finanzhaie würden FDP wählenAls ich kürzlich in Frankfurt zu einem Seminar war, fiel sie mir das erste Mal auf: die Plakat-Kampgne der SPD zur Europawahl 2009 im Juni. Entwickelt von der Werbeagentur Butter handelt es sich doch um eine etwas andere Kampagne, als man sonst zu Wahlzeiten erleben kann: poppig, provokativ und sehr frech versucht sich die SPD von der CDU, der FDP und der Linken abzugrenzen. Auffällig ist das ganze sicherlich und von der Grundgestaltung her muss man der Werbeagentur ein Lob aussprechen: diese Werbung fällt auf, wie das Plakat gegen die FDP zeigt.

Wer Vollpfosten will, muss SPD wählenInhaltlich empfinde ich die Plakate aber als ganz und gar nicht gelungen! Einerseits fällt auf, dass die Grünen nicht mit einem Plakat bedacht werden, hier scheint man nicht den Mut aufgebracht zu haben, sich auf von dem potentiellen Koalitionspartner abzugrenzen. Andererseits bin ich kein Freund von einem reinen Negative Campaigning. Sicherlich ist die inhaltliche Abgrenzung von den anderen Parteien ein extrem wichtiges Themenfeld während eines Wahlkampfes, denn nur so kann man aufzeigen, wofür man steht und wogegen man ist. Aber zeigt die SPD denn wirklich auf, was ihre eigene Position zu den dargestellten Themen ist? Leider nein. Lediglich in ganz klein findet man rechts eine kurze Aussage, die aber weder wirklichen Inhalt noch eine präzise Position darlegt. Und das reciht m.E. überhaupt nicht aus, wenn man diese Art des Campaigning nutzen will.

Niemand wird SPD wählenDementsprechend schnell sind im Web auch genauso provokante Abwandlungen des Plakates aufgetaucht. So spielt eines auf die Aussage von Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) an, „wer jetzt Steuererhöhungen fordert, ist ein Vollpfosten“ (s.oben).

Und die Jungen Liberalen Thüringen gehen gleich noch einen Schritt weiter, wie das Bild rechts zeigt. Dieses Motiv wurde umgehend im Web2.0-Stil via Twitter medienwirksam verbreitet. Innovativ scheint das Wahljahr 2009 also auf jeden Fall zu werden und die Bürgerinnen und Bürger dürfen sich sicherlich noch auf einige interessante Wahlkampfideen freuen.

Pleitegeier würden SPD wählenOffiziell hat die FDP inzwischen auch reagiert und ein eigenes Gegenmotiv erstellt, welches zunächst vor allem in Berlin aufgestellt werden soll.

Ob mit diesen Kampagnen die schlechte Wahlbeteiligung – 2004 gingen gerademal 43% der bundesdeutschen Wahlberechtigten zur Europawahl – bekämpft werden kann, bleibt abzuwarten. Aufmerksamkeit erregen diese Aktionen auf jeden Fall und ich hoffe, dass nun auch der Inhalt stärker transportiert wird. Denn Provokation alleine reicht nicht. Ohne Inhalt gehen vor allem die Parteien mit den politisch extremen Positionen in den Wahlkampf, dies darf für die demokratischen Parteien nicht das Ziel werden!